Aufrichtung – Was steckt dahinter?

Die Alexander-Technik ist eine Methode zur Erkennung und Veränderung von Gewohn­hei­ten, mit denen wir in die natürliche Funktionsweise unseres Organismus eingreifen.

F. M. Alexander (* 1869 in Tasmanien + 1955 in London) erkannte eine schädliche Ge­wohnheit, die fast alle Menschen haben. Sie besteht darin, den Kopf nach hinten und unten zu den Schul­tern zu ziehen. Mit dieser Kopfhaltung verkürzen wir die Nacken­mus­kulatur, stauchen die Wirbelsäule, sodass die Organe einge­engt werden und die Atmung beein­träch­tigt wird.

Natürlicherweise balanciert der Kopf so auf der Halswirbelsäule, dass der Schwerpunkt vor dem Drehpunkt liegt. Der Kopf fällt vom Atlasgelenk, dem 1. Halswirbel, aus nach vorne.

Drehpunkt und Schwerpunkt des Kopfes

Dieses nach vorne Fallen führt zur Streckung der Extensormuskeln im Nacken und Rücken und aktiviert die natürlichen Aufrichtungsreflexe.

Die Wirbelsäule wird gelängt. Der Kopf bildet bei jeder Bewegung die Verlän­gerung der Wirbelsäule. (s. www.at-vienna.at/prinzipienkontrolle.htm)

Im Laufe unseres Heranwachsens greifen wir in diesen natürlichen Mechanismus ein, indem wir die Nackenmuskulatur zu stark anspannen, sodass der Kopf nach hinten und unten zu den Schultern gezogen wird oder eine feste Position erhält.

Die F.M. Alexander-Technik zielt darauf ab, das angeborene Verhältnis von Kopf, Hals und Rücken wiederherzustellen und bei jeder Bewegung beizubehalten, sodass der Kopf frei auf der Halswirbel­säule balanciert und die natürlichen Aufrich­tungs­reflexe aktiviert werden.

Dies führt zu einer ausgewogenen Muskelspannung im gesamten Orga­nismus und ist die Voraussetzung für eine optimale Bewegungskoordination, ein opti­males Funktionieren der inneren Organe, eine frei fließende Atmung und eine ausge­gli­chene und angstfreie psy­chische Verfassung.

Eine im britischen Ärzteblatt veröffentlichte Studie belegt, dass die F.M. Alexander-Technik bei der dauerhaften Linderung von Rückenschmerzen anderen Methoden wie der klassi­schen Massage oder sportlichen Übungen überlegen ist.

(BMJ 2008; 337; a884, s. www.bmj.com/content/vol337/issue7667/press_release.dtl#1, Pressemitteilung des British Medical Journal)

Der Grund dafür kann sein, dass die in der F.M. Alexander-Technik unterrichteten Menschen lernen, die Methode selbständig anzuwenden und in den Alltag zu integrieren.

Die Ursache von Rückenschmerzen sind oft Verspannungen, die durch ungünstige Bewe­gungsabläufe, wie das Versteifen der Wirbelsäule beim Gehen, chronische ungünstige Hal­tungen, Schonhaltungen zur Schmerzvermeidung und grundlegend durch ein Zuviel an Kraft­aufwand und Muskelspannung bedingt sind.

Die Anwendung der F.M. Alexander-Technik zeigt uns, welche individuellen ungünstigen Haltungs- und Bewegungsmuster wir haben, wie wir sie unterlassen und durch günstigere ersetzen können.

Das Besondere an der F.M. Alexander-Technik ist, dass wir lernen, auf zu große Muskel­spannung aufmerksam zu werden und Spannung loszulassen, bei allem was wir tun.

Der menschliche Organis­mus ist eine untrenn­bare Einheit körperlicher, emotionaler und geistiger Prozesse. In jeder Reaktion auf unsere Umgebung drücken unsere Gedanken sich in einer bestimmten Haltung oder Muskelspannung aus, die wir für unseren Charakter halten.

Da wir ständig – und seit wir denken können – auf die gleiche Art rea­gieren, scheint uns diese Haltung oder Spannung vertraut und unver­meidbar.

Alles, was wir täglich tun, tun: sprechen, laufen, setzen, aufstehen…, tun wir ge­wohnheits­mäßig, d.h. unbewusst. Diese Gewohnheiten sind so sehr Teil von uns, dass wir nicht mehr darauf kommen, sie zu hinterfragen. Das tun wir erst dann, wenn sie Schmerzen oder Krank­heiten verursachen.

Wenn wir diese ganzen Tätigkeiten schon täglich ausführen, warum dann nicht gleich be­wusst und auf eine Art, die uns gut tut?

Die Anwendung der F.M. Alexander-Technik führt zu einem aufmerksamen Umgang mit uns selbst und bewirkt generell eine Steigerung des Wohlbefindens. Sie harmonisiert seelische Verhaltensmuster und wirkt beruhigend auf das Nervensystem.

Sie beugt Verspannungen und Schmerzen vor und wirkt lindernd bei Schmerzen im Bewe­gungsapparat, z. B. bei Rücken­schmerzen, Seh­nen­scheidenentzündungen, Schulter- und Nackenverspannungen, Karpaltunnelsyndrom, Hüft- und Knie­pro­blemen; sie wirkt regulierend bei Bluthochdruck, Schlafstö­run­gen, psychischen Belastungen, Stress… .

Weitere Informationen: www.alexander-technik.org